Bildung & Karriere
Digitalisierung & KI = Gefahr für die Bildung von Kindern?
Forschergruppe appelliert für ein Moratorium der digitalen Bildung in Schulen und Kindertagesstätten
In einer aktuellen Entwicklungen im Bildungsbereich fordern über vierzig renommierte Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Aussetzung der fortschreitenden Digitalisierung in Schulen und vorschulischen Bildungseinrichtungen. Diese Forderung fällt zusammen mit den laufenden Diskussionen über eine Erneuerung des Digitalpakts zwischen Bund und Ländern.
Die Gruppe, bestehend aus Experten verschiedener Disziplinen, betont die dringende Notwendigkeit, die Integration digitaler Medien im Bildungssystem, insbesondere bis zur sechsten Klasse, zu überdenken. Die Petition, initiiert von der Gesellschaft für Bildung und Wissen, verweist auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die signifikante Nachteile und potenzielle Schäden durch digitale Medien in den Entwicklungs- und Lernprozessen von Kindern und Jugendlichen aufzeigen.
Ralf Lankau, ein prominenter Medienpädagoge, unterstreicht die Kernthese der Initiative: „Digitale Bildungswerkzeuge wie Tablets und Laptops tragen bis zur sechsten Klasse nicht zur Intelligenzsteigerung bei, sondern können die geistige Entwicklung der Kinder beeinträchtigen.“ Diese Schlussfolgerung basiert auf aktuellen Studien, die negative gesundheitliche, psychologische und soziale Auswirkungen aufgrund des vermehrten Einsatzes digitaler Geräte im Unterricht belegen.
Die Petition kritisiert insbesondere den zunehmenden Einsatz von Datenverarbeitungssystemen und Künstlicher Intelligenz in Schulen, deren Effektivität während der Corona-Pandemie in Frage gestellt wurde. Die Initiatoren verweisen auf Beispiele aus Skandinavien, wo Schweden seine Entscheidung zur verpflichtenden Digitalisierung in Vorschulen revidiert hat, basierend auf Erkenntnissen des Karolinska-Instituts in Stockholm.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) hat ebenfalls Leitlinien veröffentlicht, die eine Reduzierung der Bildschirmzeit und den eingeschränkten Zugang zu digitalen Medien für Kinder empfehlen. Verweise auf Studien der US-Gesundheitsbehörden unterstreichen die Risiken einer übermäßigen Nutzung digitaler Medien für junge Menschen, darunter Körperunzufriedenheit, Essstörungen, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, niedriges Selbstwertgefühl und Depressionen.
Gegenüber den Forderungen von Branchenverbänden wie Bitkom nach verstärkter Digitalisierung in Schulen argumentieren die Wissenschaftler mit dem globalen Ausbildungsüberblick 2023 der Unesco. Dieser Bericht kritisiert, dass bei den derzeitigen IT-Konzepten für Bildungseinrichtungen wirtschaftliche Interessen statt Lernen und pädagogischer Nutzen im Vordergrund stehen. Die Experten fordern daher eine Überarbeitung der aktuellen Strategien und eine interdisziplinäre, wissenschaftlich fundierte Debatte über die Rolle von IT und KI in Bildungseinrichtungen.